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Was ist eigentlich Glück? – mit Dr. Ernst Fritz-Schubert

Was ist eigentlich Glück? Und wie unterscheidet es sich von Zufriedenheit? Im Gespräch mit Dr. Fritz-Schubert gehe ich diesen Fragen auf den Grund.


Die zentralen Erkenntnisse aus dem Gespräch mit Dr. Ernst Fritz-Schubert sind zum einen, wie Glück und Zufriedenheit sinnvoll definiert und voneinander getrennt werden können und wie man die Entstehung von beidem bewusst steuern kann. Wie so oft liegt der Beginn dieses Prozesses in der Selbstreflektion und dem Erkennen der eigenen Werte. Der Schlüsselsatz "Glück ist immer an einen Wert gebunden" ist für mich dafür von zentraler Bedeutung.


Die Ebenen vom Glück

Um die Ansicht von Dr. Ernst Fritz-Schubert – dass Glück erlernbar sei – besser nachvollziehen zu können, hilft es, Glück in verschiedene, zusammenhängende Bereiche zu unterteilen. Diesen Trick macht sich beispielsweise auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zunutze. In ihrer Definition ist beispielsweise anstelle von Glück von geistigem, körperlichem und sozialem Wohlbefinden die Rede. Doch wie lässt sich genau dieses erreichen? Für Dr. Ernst Fritz-Schubert ist hierbei eine bestimmte innere Haltung der Schlüssel. Um diese zu entwickeln, sei es hilfreich, einen Blick auf das psychologische Verständnis von Glück zu werfen. In der Psychologie wird zwischen einer affektiven, also emotionalen (kurzfristigen) Ebene und einer langfristigen kognitiven, also eine verstandsbedingten (langfristigen) Ebene von Glück unterschieden. Während laut Dr. Fritz-Schubert die affektive Ebene als dynamisches Glück bezeichnet werden könne, könne die kognitive Ebene als statisches Glück bezeichnet werden.

Um das Zusammenspiel beider Ebenen zu verstehen, sei es wichtig zu wissen, dass das eigene Verhalten im Jetzt eine unmittelbare Auswirkung auf das in der Gegenwart wahrgenommene dynamische Glück hat. Das statische Glück entstehe jedoch viel langsamer, es könne daher auch als Zufriedenheit oder Wohlbefinden bezeichnet werden. Man kann also durch das Verhalten im Jetzt das Glück in der Gegenwart steuern und langfristig die Zufriedenheit in der Zukunft gezielt beeinflussen. Aber woher weiß man, durch welches Verhalten man genau sein Glück und seine Zufriedenheit gezielt in steuern kann?



Glück ist eine Lebenskompetenz

Möchte man das Glücklichsein nun als eine Art Lebenskompetenz entwickeln, sei es hierfür notwendig, eine gewisse innere Haltung zu entwickeln. Vereinfacht gesprochen könne Glück hierbei als Endstufe betrachtet werden. Ihr vorgelagert ist im ersten Schritt das Festlegen der eigenen Werte und im zweiten Schritt das Erkennen von Sinn im eigenen Handeln. Doch fangen wir im ersten Schritt an: Hier ist es wichtig, sich einmal zu fragen, welche Werte oder Dinge einem selbst im Leben wichtig sind. Denn erst, wenn man weiß, was einem selbst wichtig ist, habe man die Möglichkeit, im eigenen Handeln einen Sinn zu erkennen. Und nur, wenn einem das eigene Handeln sinnvoll und damit werthaltig erscheint, kann es einen auch glücklich machen.



Vom Glückjäger zum Glücksfinder werden

Wohlbemerkt: Natürlich kann man nicht nur in den eigenen Handlungen Glück empfinden, sondern auch in unzähligen anderen Dingen. Hier kommt wieder die innere Haltung ins Spiel: Man macht sich sozusagen glücksempfänglich. In anderen Worten: Man wird vom Glückjäger zum Glücksfinder.

Dabei gibt es eine wichtige Gemeinsamkeit zwischen dem Empfinden von Glück durch die eigenen Handlungen und dem (Emp)finden von Glück ganz losgelöst davon: Um eine Haltung zum Leben entwickeln zu können, in der man sich für das Glück besonders empfänglich macht, muss man wissen, was für einen überhaupt werthaltig ist. Diese Selbstreflexion ist also unabdingbar. Anschließend solle man sich einmal gezielt fragen, welche Lebensumstände für einen persönlich als erstrebenswert gelten.



Planung und Reflektion ist der Schlüssel zur Zufriedenheit

An dieser Stelle kommt ein weiterer Aspekt ins Spiel: Um egal welchen Zielzustand herbeizuführen, sei es wichtig und hilfreich, sich auch vor Augen zu führen, wo die eigenen Stärken liegen. Denn nur, wenn man weiß, in welchen Fähigkeiten die eigenen Stärken liegen, was einem selbst wichtig ist, welche Ziele man hat und man weiß, an welchem Punkt man aktuell steht, könne man mögliche Wege zum Erreichen des Ziels ins Auge fassen.


Um dann allerdings in der Umsetzungsphase nicht vorschnell zu scheitern, lohne es sich, zwischen dem anfänglichen Reflektieren und der späteren Umsetzungsphase eine Planungsphase einzulegen. Hier legt man nicht nur mögliche Wege hin zum Ziel fest, sondern denkt am besten gleich mehrere Szenarien und mögliche Hindernisse mit, die auf dem Weg hin zum Ziel eintreten können.


Gleichwohl: Trotz aller Planung sei es vor allem in der Umsetzungsphase wichtig, sich immer wieder zu aktualisieren; also sich zu fragen, ob der eingeschlagene Weg noch immer dem entspricht, weshalb man ihn ursprünglich angetreten ist. Es könne nämlich selbstverständlich vorkommen, dass man innerhalb eines Prozesses feststellt, dass das, was man sich von einem Vorhaben versprochen hat, gar nicht eintritt oder das Erreichen des gesetzten Zieles nicht mehr an den Wert geknüpft ist, dem man das Ziel einmal zugeschrieben hat. In diesem Fall solle man seine Handlungen an diese neu gewonnene Erkenntnis anpassen. Schließlich sei es dem eigenen Glück zuträglicher, das eigene Handeln nach dem Erkennen eines neuen Umstandes anpassen, als sich hilf- und kopflos immer weiter in eine Richtung zu bewegen, nur weil man diese in der Vergangenheit als sinnvoll erachtet habe. Mit anderen Worten: Es sei für das eigene Glück sehr wichtig, sich durchgehend oder zumindest in regelmäßigen Abständen zu fragen, ob man noch auf dem für sich selbst besten Weg sei.



Erfahrung ist alles

Hat man aber sein Ziel erreicht und den Umstand herbeigeführt, den man in der Planungsphase als erstrebenswert erachtet hat, folgt nun eine erneute Reflektionsphase. Hier hinterfragt man, ob mit dem Erreichen des Ziels auch der gewünschte Zustand im eigenen Leben eingetreten ist. Oder eben, ob das Herbeiführen des ursprünglichen Zielzustandes zum eigenen Glück beigetragen hat.

Dies ist ein entscheidender Punkt, denn das menschliche Gehirn kann lernen, dieselben Fehler nicht stetig zu wiederholen. Eine regelmäßige Selbstreflektion ist dafür allerdings unabdingbar. Andernfalls laufen wir Gefahr, dass wir durch das stetige (und möglicherweise unbewusste) Wiederholen dessen, was für uns einst vielleicht sogar sehr werthaltig war und was uns einst glücklich gemacht hat, langfristig unzufrieden zu werden. Die entscheidende Erkenntnis hierbei ist, dass Glück immer an einen bestimmten Wert gebunden ist. Und dieser kann sich natürlich ändern: Das, was einem als Kind oder Jugendlicher wichtig war, ist einem im Erwachsenenalter womöglich völlig egal.



Das Glück liegt im Sinn des eigenen Handelns

Nur, wenn man den Wert dessen, was man tut oder erreichen will, abwägt und so für sich festlegt, könne man aktiv und bewusst seine Handlungen und Strukturen im Leben so steuern, dass sie eine langfristige Zufriedenheit mit sich bringen. Wenn man gleichzeitig versteht, dass Zufriedenheit langfristig aus der Kombination aus dynamischem (affektivem) und statischem (kognitivem) Glück entsteht, hat man die Chance, Glück als Lebenskompetenz zu erlernen.

In dieser Kompetenz könne man auch Dinge, die auf den ersten Blick womöglich keine Freude bereiten, wie zum Beispiel das Lernen für eine schwierige Prüfung oder das Absolvieren von intensiven Trainingseinheiten, als sinnvoll erachten und damit als dem eigenen Glück zuträglich sehen. Und man könne erkennen, warum der Verzicht von Dingen, die vordergründig Spaß machen, aber langfristig der eigenen Zufriedenheit abträglich sind, sich nicht nur langfristig gut anfühlt, sondern auch kurzfristig ein Glücksgefühl hervorrufen kann: Man handelt im Einklang mit den eigenen Werten. Das hier Beschriebene verdichtet Dr. Fritz-Schubert in drei Schritte: Um sich dauerhaft seelisch gesund zu fühlen, muss man demnach in der Lage sein, sich durchgehend zu aktualisieren, zu regulieren und einen Sinn im eigenen Tun zu finden.


Dr. Ernst Fritz-Schubert

Dr. Ernst Fritz-Schubert ist Therapeut, Pädagoge und Autor. Im Jahr 2007 hat er als Schulleiter der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg das Schulfach Glück eingeführt, das mittlerweile an über 100 Schulen in vier Ländern gelehrt wird. Mittlerweile ist Dr. Ernst Fritz-Schubert ehrenamtlicher Direktor des Fritz-Schubert-Instituts, das sich als Ziel gesetzt hat, Glück und Zufriedenheit von Individuen, sowie in der Gesellschaft insgesamt zu stärken. Darüber hinaus ist er als sportpsychologischer Berater in den verschiedensten Institutionen von Gesellschaft und Sport im Einsatz. Dr. Ernst Fritz-Schubert vertritt die Ansicht, dass Glück erlernbar und vielmehr eine Lebenskompetenz als nur ein kurzfristiges Gefühl sei.


Das Gespräch mit Dr. Ernst Fritz-Schubert in voller Länge findest Du hier:



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Was ist Glück?


Die Frage "Was ist Glück?" oder "Wie werde ich glücklich?" führt schnell zu einem selbst. Sie führt zu Themen wie Sinn, Wohlbefinden oder Zufriedenheit. Und zu der Frage, ob das, was das eigene Leben ausmacht, als wirklich werthaltig empfunden wird. Dazu rate ich Dir, mit der ersten Folge von humansarehappy mit Dr. Ernst Fritz-Schubert "Was ist eigentlich Glück?" zu starten.

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